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Session mit Hans
Eine Rendsburger Jazzgeschichte
Das ist Rendsburg: Musik-Theater, Sinfonietta, Kirchenmusik, Musikschulen, Musikverein, Chöre. Die Region Rendsburg bietet für seine Bewohner ein reichhaltiges musikalisches Angebot von Klassik bis Pop!
Seit mindestens 44 Jahren gehört auch der Jazz dazu, angeboten von der Storyville-Familie: dem Storyville Jazzclub Rendsburg und der Storyville Jazzband Rendsburg.
Mehr als 400 Konzerte hat der Club ehrenamtlich organisiert – manchmal auch in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren.
Und die Band hat in zahllosen Auftritten von sich reden gemacht: bei Stadtfesten, privaten Feiern und in den Partnerstädten Rendsburgs.
Peter Erichsen, Autor von „GARTENSTRAßE 27“, gleichzeitig amtierender Vorsitzender des Clubs, hat nun in einem Buch das Werden und Wirken der STORYVILLE-Familie gewürdigt. Finanziell gefördert wurde der Druck durch die Stiftung Spar- und Leihkasse in Rendsburg, die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, die Kulturstiftung des Kreises Rendsburg-Eckernförde und den Musikverein.
Im Mittelpunkt steht Hans Zelewski, ein Freund und ehemaliger Lehrer an der Schule Nobiskrug, der 1978 mit einigen Getreuen den Club gründete. Er war bis 2003 eine dominante Figur in der Leitung des Clubs. Vorher schon hatte er die Rolle des „Bandleaders“ übernommen. Er spielte dort das Kornett und war bekannt für die launige Moderation zwischen den Stücken.
Vor seiner Zeit als Lehrer war Hans Zelewski als Funker zur See gefahren und hatte zweimal New Orleans besucht. Dadurch war seine besondere Beziehung zum NEW OLEANS JAZZ entstanden, die auch die Musik der Band prägte und bis heute prägt.
Als sein Krebsleiden bekannt wurde, veranstalteten Club und Band im August 2014 ihm zu Ehren eine „SESSION MIT HANS“ in der „Alten Markthalle“ – dort, wo 1979 das erste öffentliche Konzert des Clubs mit seiner Schwester, der Storyville Jazzband, stattgefunden hatte.
Erichsen zeichnet in seinem Buch die Geschichte nach und dokumentiert auf hochwertigem Papier in zahlreichen Fotos die vielen Bands und Musiker, die in der Rendsburger Region zu Gast waren. Er geht aber auch auf andere Ereignisse ein, die den Jazz schon vor 1978 nach Rendsburg gebracht haben. Während der nationalsozialistischen Diktatur weitgehend unterdrückt, waren es die Engländer, die als Besatzer den Swing mitbrachten und eine große Leidenschaft unter den hauptsächlich jungen Leuten entfachten. Eine Folge war die Entstehung der REYNOLD’S BIG BAND in den 70er Jahren, unterstützt vom ehemaligen Bürgermeister Hans Heinrich Beisenkötter.
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Die 4 Rendsburger Buchhandlungen schicken auf Bestellungen gern zu (Preis: 24,40 Euro).
Cobursche Buchhandlung, Nienstadtstr. 9, 24768 Rendsburg. Tel 04331-22253
Buchhandlung Liesegang, Schiffbrückenplatz 17, 24768 Rendsburg.Tel. 04331-5896-0
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Buchhandlung Albers, Königstr. 24, 24768 Rendsburg. Tel. 04331-132020

„Gartenstraße 27“
Ein Leben nach 1945 in Schleswig-Holstein
BoyensBuchverlag
Gebunden: ISBN 978-3-8042-1448-4
E-Buch: ISBN 978-3-8042-3051-4
Erscheinungstermin
Oktober 2016
Inhalt:
Rolf Erichsen schweigt über seine Vergangenheit als Anhänger der Nationalsozialisten und als Soldat. Er will die Vergangenheit vergessen machen und schlägt ein neues Buch auf: Ein neues Leben mit einem ehrenwerten Beruf und einer Familie in seiner schleswig-holsteinischen Heimatstadt.
Er hat Glück, dass ihn die Natur mit Fleiß, Humor und Menschlichkeit ausgestattet hat, und so beginnt eine erfolgreiche Karriere in der Rendsburger Stadtverwaltung.
Es wird aber auch bald klar, dass er Heilung sucht.
Die Vergangenheit ist ja nicht vergangen. Sie wirkt fort in Geschichten, in Personen und in der großen und in der kleinen Politik. Sie wirkt fort in alten Einstellungen zur Rolle der Ehefrau, zur Kindererziehung, zur Sexualität und vor allem zur Bedeutung der Autorität.
Erichsen versucht sich zu orientieren in dem Spannungsfeld zwischen Verdrängung und trotzigem Bekennen. Im privaten Bereich gelingt ihm das oft nicht. Nicht zuletzt deshalb bleibt ihm ein friedliches Sterben nicht vergönnt.
Aber seine Begeisterung für die demokratisch verfasste kommunale Selbstverwaltung ist seine Art, den Geistern der Vergangenheit zu entkommen. Und sein Einsatz für die grenzüberschreitenden Freundschaftsbeziehungen in Europa verspricht ihm die Heilung, die er sucht.
So ist der vorliegende Roman eine zeit- und lokalhistorische Reise durch eine kleine Stadt in Norddeutschland, durch eine Zeit des Übergangs, in der die Vergangenheit noch nicht vergangen ist.


Hoffnung auf Regen
Beobachtungen und Erlebnisse aus Namibia
Eine lebendige, eindrucksvolle Landeskunde, die von dem Alltag in Namibia / Südwestafrika zwischen 1983 bis 1985 erzählt, über die
- einsame Urwelt mit Dornbuschsteppe und Trockenheit, Arbeit in einer kleinen
Schule und Begegnungen mit Weiß und Schwarz - Hoffnung auf Regen, der die materielle Existenz sichert und die Lebensgeister
weckt - Hoffnung auf eine Zukunft in Selbstbestimmung und ohne Apartheid
Mit einem Nachwort über die Entwicklung Namibias bis 2013.
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Leseprobe „Hoffnung auf Regen“
Osterausflug
Wer von Karibib aus in südwestlicher Richtung auf der Gravel-Pad fährt und aufmerksam den Busch absucht, dem werden ab und zu ein paar unscheinbare Steinruinen und Erdwallreste auffallen. Hier führte einmal die erste Eisenbahn des Landes entlang – bis zum Swakoprivier und von da bis an die Küste. Es ist die alte Staatsbahn, die erst 1910 aufgegeben wurde, weil es schon längst eine bessere Verbindung über Usakos gab – sie war schneller und hatte weniger starke Steigungen zu überwinden.
Diese Stilllegung traf Karibib in einer kritischen Zeit. Die Entscheidung für Usakos als Ausgangspunkt für die Otavi-Bahn in den Norden war schon früher gefallen. Damit kam Karibib auch als Standort für die Eisenbahn-Betriebsinspektion nicht mehr in Frage. In Omaruru war das Bezirksgericht eingerichtet worden.
Und jetzt, 1910, kamen neue Gefahren auf den jungen Ort zu: Neben der Stilllegung der Staatsbahn erwog das Gouvernement in Windhoek die Auflösung des Bezirksamtes, der Bezirk Karibib sollte künftig von Okahandja mitverwaltet werden. Das gab Aufregung und eine heftige Sondersitzung des Gemeinderats, auf der eine Stellungnahme beschlossen wurde. Die Schließung konnte mit Mühe abgewendet werden.
Ebenso bedrohlich war in diesem Jahr die Entscheidung, dass auf der langen Bahnstrecke zwischen Swakopmund und Windhoek künftig der Ort Usakos Übernachtungsstation sein sollte. Die Bahnfahrt dauerte damals insgesamt zwei Tage, und in Richtung zur Küste war die Strecke bis Usakos gerade an einem Tag zu schaffen – Karibib lag also nicht in der Mitte.
Wie lange würde es dauern, bis auch die Eisenbahnwerkstätten abgezogen würden? Für die Weißen in Karibib – und nur um die ging es in jenen Tagen – stand viel auf dem Spiel.
Seit 1907 bestand eine deutsche Schule. Es gab Telefon und Wasserleitungen, ein Krankenhaus und drei Genossenschaften. Die Kirche war gerade eingeweiht worden. Das reiche Vereinsleben mit Schützenverein, Kriegerverein, Turnverein usw. konnte mit einer Kleinstadt des kaiserlichen Deutschland durchaus mithalten. Die sechs Hotels sorgten für den geselligen Rahmen. Es war ein blühendes Karibib, das 1908 zu Ehren des Staatssekretärs Dernburg einen „Festkommers“ gab. Für Ruhe und Ordnung sorgten als Hilfskräfte Hereropolizisten mit roten Schärpen, und im Hotelsaal spielte eine „Kaffernkapelle“ die populäre Weise „Trinken wir noch ein Tröpfchen aus dem kleinen Henkeltöpfchen …“
Schwer vorstellbar ist das alles heute. Fast leblos liegt Karibib in dieser Dornbuschsteppe. Wer hier entlangfährt, der strebt zur Küste, hat kein Interesse, in diesem Ort zu verweilen.
Genau genommen hat damals der Existenzkampf begonnen und dauert immer noch an. Die Überreste der kleinen Steinbrücken sind Altertümer in diesem zeitgeschichtlich so jungen Land. Es ist ein Hobby von Zwille Bott, auf seinen Wanderungen deutsch-koloniale Spuren zu finden, Uniformstücke, Knöpfe…
Es ist Anfang April. Eine PSK-Karawane fährt hier entlang: Vorneweg der große Schulbus mit der aufgemalten, großen Sonne, dann folgt die „Lorry“ (Lastwagen) von Wanninger, hinten drauf die älteren Schüler und das Gepäck. Das Schlusslicht bildet der Küchenwagen – das bin ich mit meinem Landrover, der mit Fressalien vollgepackt ist. Der große Osterausflug des Heims, der alljährlich stattfindet, hat begonnen. Morgen kommt der Osterhase.
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Rezension
BUCHTIPP aus den Kieler Nachrichten vom 8. September 1988:
(…) Das Buch gibt vor allem solchen, die sich nicht intensiv mit Namibia, der Apartheid und Südafrika beschäftigt haben, eine Fülle von Informationen. Vor allem aber: Es gelingt dem Autor, dank einer anschaulichen Beschreibung und lebendigen Sprache seine persönlichen Erlebnisse auf den Leser zu übertragen, so dass dieser glaubt, selbst Namibia zu erleben. Zugleich ist er mit dem Verfasser betroffen über die Ewig-Gestrigen in diesem Land.
Gisela Reinhardt
Weitere Buch-Rezensionen
Aus: Der deutsche Lehrer im Ausland, 36. Jahrgang, 1/1989, Schroedel, Hannover
,But your country is beautiful!‘ ist der Titel eines der letzten Bücher des kürzlich verstorbenen südafrikanischen Schriftstellers Alan Paton. Das kann man auch von Namibia sagen, obwohl man dessen Schönheit im Anfang vergeblich sucht. Aber sie erschließt sich, und dann kann man ihr nicht mehr entrinnen. Das erfährt der Verf . auf den Klassenfahrten: „Wie ist unser Leben in der Bundesrepublik arm geworden! Alles künstlich: Unsere Umwelt, das, was wir essen und was wir erleben! Wir haben keine Wildnis, wir trinken kein Wasser mehr und müssen unseren Erlebnishunger mit dem Fernsehen stillen!“ – oder auf den Ferienfahrten mit seiner Familie.
Was der Verf. im Vorwort verheißt, ist ihm restlos gelungen, nämlich „eine interessante und erlebnisbetonte Landeskunde aus erster Hand“ zu schreiben, die dem Leser „Zugang und Verständnis für das ‚Problem Namibia‘ erleichtert“ – nicht auf wissenschaftliche Art, „sondern mit der Wärme eines Betroffenen, der den Alltag erlebt und dennoch sich um Wahrheit und Ehrlichkeit bemüht.“ Dazu trägt entscheidend die klare, scheinbar emotionslose Sprache bei, die bei den Schilderungen der Natur poetischen Glanz gewinnt.
Nicht nur für Lehrer, die nach Namibia gehen wollen, ist das Buch eine aufschlussreiche und fesselnde Lektüre. Man wünscht ihm einen recht großen Leserkreis.
Elfriede Ehl
NAMIBIA NACHRICHTEN vom 2. September 1988
Aus dem Vorwort: „Wer über Namibia oder auch Südafrika schreibt, kann Politik nicht ausklammern und wird je nach geistigem Hintergrund auch Stellung beziehen, denn hier geht es nicht um eine heile Welt aus „Braaifleis“ und Safari, sondern um einen schmerzenden Menschheitskonflikt, der empfindlich ist wie eine offene Wunde.“
Peter Erichsen schreibt jedoch nicht aus der Perspektive eines außenstehenden „Experten“, sondern beschreibt das Land und seine Bewohner aufgrund täglicher Erlebnisse. So unverblümt der Autor die negativen Seiten aufzeigt, so offen beschreibt er jedoch auch seine Liebe zum Land. Detailliert schildert der Autor die großartige Natur mit ihren überwältigenden Landschaften und einzigartiger Vegetation. Wenn Peter Erichsen über die Ausflüge schreibt, die er mit Schülern, Kollegen oder Familie unternommen hat, bekommt man Lust, selbst den Schlafsack und die Kühltasche einzupacken, um sich diese Orte anzusehen.
Ein Hauptthema des Buches ist natürlich die Situation der Deutschen Privatschulen in Namibia.(…)
Erichsen fasst seine Enttäuschung über die Meinung vieler Südwester mit dem Satz zusammen: „Kämpfen lohnt sich nur, wenn man den Ausgang des Kampfes damit beeinflussen kann. Aber wer das Problem der Judenvernichtung auf ein Brennstoffproblem reduziert, der weiß vermutlich sowieso alles besser.“
Jens Nordlohne
Aus einer Buchreportage des NDR (Echo der Welt) vom 6. August 1989
In dem dünn besiedelten afrikanischen Agrarland ist vieles beim alten geblieben. NS-Geschichte und Kolonialismus sind weit gehend unverdaut. (…)
Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die als Lehrer oder Entwicklungshelfer ins Ausland gehen wollen. Es kann den Sinn für offenen und latenten Rassismus schärfen und manche Enttäuschung ersparen.
1985 kehren die Erichsens zurück in die Bundesrepublik. In der Rückschau stellen sie sich die Frage, ob ihr Gastland ein Hort der Ewiggestrigen ist. Nein, so das Resümee, sie können sich dort nur ungehinderter ausleben.
Tilmann Bünz
Aus: Heidelberger Geographische Gesellschaft, Journal 3/1989
Es ist kein Sachbuch, kein Roman und kein Reisebericht, aber es hat von jedem etwas und bringt dem Leser Namibia ganz nah. (…) Erichsen beobachtet scharf, urteilt vorsichtig und schreibt einfühlsam. Zum Selberlesen und Verschenken sehr empfehlenswert.
M. Ahlers-Eichler

Bewegende Zeit
Eine Familie erlebt den Wandel in Südafrika
Der Auftrag des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland lautet: Möglichst viele begabte, südafrikanische Kinder für die Deutsche Schule Kapstadt gewinnen, um auf diese Weise die Benachteiligungen durch die Apartheidspolitik abzumildern, einen Beitrag für die Völkerverständigung zu leisten.
Der Lehrer Peter Erichsen reist mit seiner Familie 1990 nach Kapstadt und bleibt bis 1997. Während in Deutschland ein langer Wiedervereinigungsprozess beginnt, befreit sich Südafrika mühsam aus den Fesseln der Apartheid. Erichsen und seine Familie beschreiben ihr neues Leben und den Wandel in der Gesellschaft mit ihren dramatischen Auswirkungen aus ihrer persönlichen Perspektive.
Das reich bebilderte Buch ist eine Collage aus Tagebuchnotizen und Rundbriefen und endet mit einer politischen Einordnung der historischen Ereignisse in Südafrika bis zum Jahr 2014.
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Leseprobe „Bewegende Zeit“
Der Konvertit
J.A. Semmelink ist Holländer und kam Ende der 60er Jahre nach Südafrika, um dort als Techniker zu arbeiten. Politik hatte er nicht im Sinn, aber er war auch so aufgeschlossen, dass er bald schwarze Freunde hatte. Da ließ er sich nichts vorschreiben. Die Folge war, dass der Apartheid-Staat ihn unter Beobachtung stellte.
Vielleicht rettete ihn die Tatsache, dass er Ausländer war. Jedenfalls verliebte er sich in eine entzückende Sotho-Frau, und die Verfolgung durch staatliche Spitzel, die Einbestellungen und Vorhaltungen und Drohungen trieben ihn in die Solidarisierung mit der benachteiligten und gedemütigten Bevölkerungsmehrheit.
Vor acht Monaten lernte ich ihn als Vater von seinem Sohn Adelbert und seiner Tochter Teboho kennen, die beide in meine 9. Klasse (Standard 7) gehen. Er bot mir an, mit mir gemeinsam in die Townships zu fahren und Kontakte anzubahnen. So lernte ich Matthew kennen, der in Kapstadts berühmtesten Hotel Mount Nelson eine Art Personalrat war und gleichzeitig Elternvorsitzender in einer Sotho-Schule in Guguletu. Der Kontakt wurde erfolgreich hergestellt, und wieder hatte ich eine Partnerschule hinzugewonnen.
In der letzten Zeit wird deutlich, dass Semmelink kein pflegeleichter Freund der Deutschen Schule ist. Er kritisiert die Vorurteile der weißen Mitglieder der Schulgemeinschaft, unter denen auch seine Kinder leiden, wenn sie zum Beispiel morgens im Schulbus von kleinen Kindern wegen ihrer „schmutzigen“ Hautfarbe angequatscht werden. Oder wenn die Kommunikation zwischen Weiß und Schwarz an der Sprache scheitert. Oder wenn er darauf hinweist, dass die Fremdsprachenzweig-Klassen immer noch Apartheid-Klassen seien, weil es in ihnen keine weißen Kinder gebe.
„Eigentlich will man uns gar nicht“, ist seine Schlussfolgerung, aber er gibt nicht auf. Im Juni hat er einen Brief an den Vorsitzenden des Auswärtigen Kulturausschusses Dr. Lothar Wittmann in Bonn geschrieben und sich über die DSK beschwert. Dr. Hermann und ich konnten ihn nicht davon abbringen, entsprechend sauer ist mein Schulleiter, weil hier der „Dienstweg“ nicht eingehalten wurde.
Im August habe ich mich an meine Klassenelternschaft gewandt, weil die 9. Klasse traditionell eine kurze Klassenfahrt durchführt. Der Wortlaut: „Ursprünglich wollte ich mit der Parallelklasse fahren. Aber die Kinder haben mir unmissverständlich klar gemacht, dass sie allein bleiben möchten. Ich habe es schon oft erlebt, dass Parallelklassen sich nicht unbedingt lieben, und ich habe keine Bedenken, diesem Wunsch Rechnung zu tragen (…) Wir werden im September eine Farm besuchen und dort zweimal übernachten. Zum Programm wird wahrscheinlich gehören: Praktische Arbeit in der Landwirtschaft, Wanderungen, Unterricht über die biodynamische Landwirtschaft und ein geselliger Abend, auf dem wir mehr über uns selbst lernen möchten.“
Am 23. August schreibt Semmelink als Vorsitzender des Klassen-Elternbeirats einen bitteren Brief an meinen Schulleiter Dr. Hermann. Die geplante Klassenfahrt habe doch, so Semmelink, einen sehr begrenzten pädagogischen Nutzen. Die Eltern seien sehr beunruhigt, dass die Deutsche Schule offensichtlich immer noch rassisch getrennt unterrichte und auch außerunterrichtliche Aktivitäten der Rassentrennung, wie sie der ehemalige Ministerpräsident Verwoerd eingeführt habe, unterlägen. Er möchte nicht, dass seine Kinder an der Deutschen Schule lernen, die Apartheid zu akzeptieren.
Ich bin entsetzt und enttäuscht. Ich habe gedacht, in Semmelink einen Mitstreiter gefunden zu haben, der mir in meiner schwierigen Aufgabe den Rücken stärkt. Er muss doch gewusst haben, dass integrierter Unterricht nur in den Fächern möglich ist, wo es keine sprachlichen Barrieren gibt, also in Englisch, Afrikaans, englischsprachige Mathematik, Sport und außerunterrichtliche Kurse. Er muss doch gewusst haben, dass es zahlreiche Anpassungsprobleme gibt, wenn eine ursprünglich deutsche Sprachgruppenschule sich der südafrikanischen Gesellschaft (als eine der ersten Schulen in Südafrika!) öffnet! Er muss doch wissen, dass Apartheid nicht durch eine Rede im Parlament oder durch die Änderung eines Gesetzes abgeschafft wird, sondern dass es ein langer Weg ist, die tief sitzenden Vorurteile der Menschen zu überwinden!
Werden denn alle unsere alltäglichen Bemühungen so wenig gewürdigt?
Ich habe Semmelink wohl falsch eingeschätzt. Er hat mir geholfen, in den Townships noch mehr Fuß zu fassen, und hat beobachtet, was ich daraus mache. Ich war so etwas wie seine letzte Hoffnung: Wenn der Erichsen das Steuer nicht herumreißt, dann bin ich fertig mit der Deutschen Schule, dann wird es Zeit, dass ich meine Entscheidung zur Einschulung meiner Kinder revidiere. Semmelink ist radikal in seinem Kampf gegen die Apartheid, er ist kein Mann des Übergangs, Verständnis ist von ihm nicht zu erwarten. Er erinnert mich an Konvertiten, die ihren neuen Glauben so vehement vertreten, dass ihre neuen Glaubensbrüder und –schwestern erschrecken.
Hermanns schriftliche Antwort an Semmelink war gut, aber vergeblich. Hermann weist ihn darauf hin, dass Methoden und Schritte der Integration wiederholt diskutiert worden sind und dass im Zentrum das Sprachenproblem steht. Er nimmt mich gegen die Vorwürfe in Schutz und hebt den Wert der geplanten Klassenfahrt hervor.
In der folgenden Elternversammlung nehme ich mit scharfen Worten Stellung und erreiche, dass die übrige Elternschaft der Klassenfahrt zustimmt. Die dann erfolgreich durchgeführt wird: Wir haben viel Spaß und lernen auch etwas. Aber Teboho und Adalbert sind nicht dabei.
Semmelink meldet sie Ende des Jahres ab. Sie sollen im nächsten Jahr an die „weiße“ Regierungsschule Westerford High. Zumindest die Sprache macht dort einiges leichter.
Ein Zweifel bleibt. Habe ich eine Chance verpasst, als ich mich dem Wunsch der Klasse beugte? Gerade ich als Leiter des Fremdsprachenzweiges hätte die Gelegenheit zur Begegnung nutzen müssen! Oder wollte ich meinen Kritikern innerhalb der Schule zeigen, dass ich nicht einseitig politisch agiere, sondern als Mensch und Pädagoge unabhängig und integer bin? Den Gestrigen ein wenig entgegen kommen wollen – ist das nicht naiv?
Die weiße Feder
Die märchenhafte Reise
„Die weiße Feder“ erzählt für Kinder und jung gebliebene Menschen die märchenhafte Reise einer Kakadu-Feder aus dem Dschungel der südlichen Erdhalbkugel in den Norden dieser Welt.
Die illustrierte Ausgabe wird derzeit vorbereitet.
Weitere Buchprojekte sind in Vorbereitung.
Autor
Über den Autor
Peter Erichsen war Lehrer an verschiedenen Realschulen in Schleswig-Holstein mit den studierten Fächern Deutsch und Biologie. 1983 bis 1985 lebte er mit seiner Frau und drei Kindern in Namibia (damals Südwestafrika), wo er als Auslandslehrer an der deutschen Privatschule Karibib (PSK) unterrichtete.
Von 1990 bis 1997 wurde er vom Bundesverwaltungsamt in Köln an die Deutsche Schule Kapstadt vermittelt, und zwar als Leiter der Neuen Sekundarstufe (früher: Fremdsprachenzweig), und erlebte dort das offizielle Ende der Apartheid.
Erichsen lebt heute im Ruhestand mit seiner Frau in Büdelsdorf bei Rendsburg. Schreiben ist eine seiner Neigungen. 1988 erschien sein erstes Buch über die Erfahrungen und Erlebnisse in Namibia („Hoffnung auf Regen“), das jetzt aktualisiert neu aufgelegt wurde.
Erichsen ist ehrenamtlich in der Opferhilfsorganisation „Weißer Ring“ und im lokalen Jazzclub tätig und singt im onstage-Chor (Musikschule auf dem Reesehof in Jevenstedt, Rock und Pop).
www.weisser-ring.de | www.storyville-jazzclub.de | www.onstage-jevenstedt.de
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